Dienstag, 14. Januar 2014

Weihnachtsgruesse an den TAH

Hallo,

ich schreibe immer noch an meinem Rundbrief, aber ich wollte euch schon einmal etwas Neues lesen lassen :)
Dies hier ist ein Leserbrief, den ich zu Weihnachten an den Taeglichen Anzeiger Holzminden geschrieben habe. Ich glaube, die tatsaechliche Version war etwas anders, aber egal, so ist es ja bestimmt auch interessant ;)
Vielleicht haben ja auch einige von euch den Bericht direkt aus dem TAH gelesen, die haben mir eine ganze Seite gewidmet, habe ich gehoert. Sehr nett von denen!


Mittlerweile bin ich schon über drei Monate hier und möchte einfach ein bisschen erzählen, wie es mir bisher so ergangen ist.
Ich lebe im Kibaale District, einer sehr ländlichen Region im Westen Ugandas.
Die Landschaft ist sehr grün und hügelig und alles in allem sehr schön. Die Straßen hier sind meistens Sandwege, denn nur die wichtigsten Straßen nach Kampala und in den Städten sind geteert.
Die Menschen hier gehören zum Volk der Banyoro und deren Bunyoro-Kiitara Königreich ist eines der ältesten und (war mal eins der) bedeutendsten Königreiche Ostafrikas.
Ich arbeite an der Saint Julie Model Primary School, die von den Schwestern Unserer Lieben Frau gegründet wurde und geführt wird, und in der Bibliothek, die von der Grundschule und auch von Notre Dame Academy, der weiterführenden Schule der Schwestern, genutzt wird.
Beide Schulen sind Internate, wie viele der Schulen hier in Uganda.
Anfang Dezember war das Schuljahr zuende und nun sind Ferien bis Ende Januar. Diese Zeit werden wir unter anderem dazu nutzen, um Inventur in der Bücherei zu machen. Die Schwestern sind sehr stolz auf diese Bibliothek, denn sie ist ziemlich groß. Die meisten Grundschulen hier haben keine Bücherei und auch die weiterführenden Schulen haben oft nur kleine. Diese Bücherei hier ist aber sogar um einiges größer als die Unterstufenbibliothek an der Brede,

Außerdem habe ich ein Zwischenseminar in Kenia und nutze meine freie Zeit natürlich auch, um ein wenig zu reisen und möglichst viele neue Eindrücke von diesem Land zu sammeln.
Im Moment ist Weihnachtszeit und in einem überwiegend christlichen Land wird diese natürlich auch gefeiert.
Dieses Weihnachten unterscheidet sich natürlich von meinen gewöhnlichen Weihnachtsfesten, aber es ist sehr interessant.
Von meiner Familie höre ich, dass es in Deutschland momentan sehr regnerisch und recht warm ist und es keine große Hoffnung auf Schnee gibt. Auch ich habe selbstverständlich keine weiße Weihnacht, sondern Sonnenschein und wahrscheinlich so um die 30°, was für mich sehr ungewohnt ist. Mitte Dezember beginnt hier nämlich die Trockenzeit und Dezember und Januar sind zwei der wärmsten Monate im Jahr.
Seitdem an Nikolaus die Ferien begonnen haben, habe ich hier in Buseesa nur einen Regenschauer erlebt, meistens ist der Himmel wolkenlos blau.
Die Sandstraßen, welche hier normal sind, sind deshalb im Moment sehr staubig, sodass man ziemlich dreckig wird, wenn man Bodaboda fährt. Ein Bodaboda ist ein kleines Motorrad und das typischste Fortbewegungsmittel hier.
So viel erst einmal zum Klima.
„Heiligmorgen“ habe ich den Schwestern geholfen, ihre Kapelle für Weihnachten zu schmücken. Nachmittags habe ich dann mit meiner Familie telefoniert.
An Heiligabend war, wie in Deutschland auch, Christmette. Diese Messe dauerte, anders als vorher erwartet, auch kaum länger als die Messe sonntags immer dauert, was so ungefähr zwei Stunden ist. Danach habe ich noch ein wenig mit den Schwestern zusammengesessen und wir haben ein paar selbstgebackene Kekse gegessen. Weihnachten sind die runyorosprechenden Schwestern, der Pastor, die anderen Schwestern, die wollen, und ich in die verschiedenen, abgelegeneren Kirchen gefahren und haben dort Messe gehalten, weil der Pastor nicht genug Zeit für alle hat. Diese Kirchen sind meistens sehr klein, deshalb sehr voll und haben anders als unsere Kirche hier beim Pfarrhaus keinen Fußboden, sondern Sand wie draußen auch. Von Weitem erkennt man meistens gar nicht, dass es Kirchen sind, da sie, wie die Wohnhäuser hier auch, aus Backsteinen oder Lehm gebaut sind und ein Wellblechdach haben, aber keinen Kirchturm. Das Kreuz am Eingang ist erst zu erkennen, wenn man sich nähert.

Die Katechisten haben uns nach der Messe noch eingeladen, mit ihnen zu Mittag zu essen. Es gab Kochbanane, Reis und etwas Fleisch, da Weihnachten ja ein Feiertag ist, und wir haben traditionell mit den Fingern gegessen.
Abends haben wir dann Weihnachten mit Weihnachtsessen, Singen und Bescherung gefeiert. Da die Leute hier nicht so reich sind, gibt es zu Weihnachten meistens etwas Praktisches, wie zum Beispiel neue Schuhe oder Kleidung. Auch die Schwestern haben jeder nur zwei oder drei Kleinigkeiten wie Notizblöcke, Etuis, ein neues Kreuz oder spirituelle Bücher gekriegt.
Heute Morgen war ich dann von dem Pastor zum Frühstück eingeladen worden und danach war wieder Messe.
Gerade während ich schreibe, hat es übrigens angefangen zu gewittern. Soweit ich mich erinnern kann, ist es das erste Gewitter in fünf Wochen. Als ich im September hier ankam, war gerade Regenzeit, sodass es jeden Abend gewitterte.

So viel erst einmal über mein Weihnachtsfest in einer anderen Kultur und anderen Klimazone.

Viele liebe Grüße und noch ein gutes Jahr 2014.
 
Lisa